Rheinpfalz: Erinnerungen an ein Trainingsspiel

Hockey: Der Auftakt der TG Frankenthal zur Aufstiegsrunde in der Zweiten Feldhockey-Bundesliga war kein Spiel wie jedes andere. Dafür sorgten die Corona-Begleitumstände. Ob es daran lag, dass sowohl bei der TG als auch beim HTC Stuttgarter Kickers noch viel Sand im Getriebe war? Die Gastgeber durften sich am Ende wenigstens über drei Punkte freuen. Doch Baustellen haben beide Teams noch genug.

Von Christian Treptow

Frankenthal. Das mutete am Samstagnachmittag schon etwas surreal an. Das Wetter war traumhaft. Blauer Himmel mit ein paar dekorativen Wölkchen. 20 Grad. Ab und an eine leichte Brise. Der ideale Tag, um Hockey zu spielen. Jedenfalls von den äußeren Bedingungen her. Und doch fehlte etwas. Das Eingangstor war zu. Am Grillhäuschen tummelten sich nicht die Zuschauer. Normalerweise wären locker 200 bis 300 Hockeyfans zum Jahnplatz gepilgert. Kein Grillgeruch, der in der Luft lag. Niemand hatte ein Dubbeglas mit TG-Logo drauf und Schorle drin in der Hand. Denn Zuschauer waren nicht zugelassen. Corona, Sie wissen schon.

Alle Schnelltests negativ

Weshalb TG-Trainer Timo Schmietenknop nach der Partie auch davon sprach, dass ihn das erste Duell in der Aufstiegsrunde von den Begleitumständen her auch eher an ein Trainings- denn an ein Punktspiel erinnert habe: „Ich hatte eigentlich nicht gedacht, dass es mir so viel ausmachen würde. Aber es war schon irgendwie komisch.“ Immerhin: Alle Corona-Schnelltests vor der Partie waren negativ. Sowohl bei der TG als auch beim HTC Stuttgarter Kickers.

Aber das war es dann auch schon mit den guten Nachrichten. Denn beide Übungsleiter waren nach den 60 Minuten nicht zufrieden mit dem, was ihre Schützlinge da jeweils auf den Platz gebracht haben. Wobei sich Schmietenknop wenigstens noch über einen 2:0-Erfolg und drei Punkte auf der Habenseite freuen durfte. Sein Gegenüber Till Ziemssen fuhr mit leeren Händen zurück ins Ländle. „In der ersten Halbzeit haben wir es noch ganz gut gemacht“, befand er. Da sei seine Truppe gut eingestellt gewesen.

Als Knackpunkt hatte er den Siebenmeter ausgemacht, den Johannes Gans souverän zur zu diesem Zeitpunkt etwas glücklichen 1:0-Führung der Gastgeber nutzte (19.). Die Gäste hätten drei Minuten vorher fast gejubelt. Doch Torwart Thimo Bernet rechtfertigte mit einigen klasse Paraden, dass er den Vorzug vor Oliver Scharfenberger bekommen hatte. In der 16. Minute tauchte er gekonnt ab und entschärfte den Versuch von Nicolai Klutke. Im weiteren Verlauf lieferte sich Bernet hauptsächlich ein Duell mit HTC-Stürmer Jonas Diesch, das der Keeper klar für sich entschied.

Zweites Tor als Erlösung

Die TG hatte sich bis dahin sehr schwer getan, den Rhythmus zu finden. „Wir hatten einen guten Matchplan, haben ihn auf dem Platz aber nicht umgesetzt“, befand Sven Becker, einmal mehr bester Feldspieler der Platzherren. Die Zahnräder hätten noch nicht so ineinandergegriffen. Und das, obwohl man eine super Vorbereitung gespielt habe. Aus seiner Sicht war das 2:0 die Erlösung. „Ab dem Zeitpunkt war das Vertrauen wieder da“, meinte Becker. Auf der anderen Seite ließen die Kickers da zum ersten Mal die Köpfe hängen. Schmietenknop meinte hernach, dass sein Team den Sieg „über die Zeit gerumpelt“ habe. Von außen betrachtet war sicherlich etwas Glück dabei. Vor allem, als die Kickers im vierten Viertel fünf Strafecken ungenutzt ließen. „Wir haben zum Schluss alles versucht. An den Ecken müssen wir noch arbeiten“, meinte Kickers-Trainer Till Ziemssen. Die TG hätte das Resultat allerdings auch noch freundlicher gestalten können, wenn sie ihre Konter präziser ausgespielt hätte.

Doch so wusste Schmietenknop, dass in dieser Woche viel Arbeit auf ihn zukommt. „Es ist schön, dass wir die drei Punkte geholt haben. Und es ist schön, dass wir spielen durften“, bilanzierte er. Im nächsten Atemzug kündigte er in den kommenden Tagen allerdings ausgiebiges Videostudium der Partie für seine Spieler an. Am Ende trifft’s wohl die Analyse von Sven Becker, dem Schmietenknop spielerisch „eine glatte Eins“ gab, am besten: „Es war ein glücklicher Arbeitssieg. Aber besser ein glücklicher Sieg als gut gekämpft und eine Niederlage. Wir haben noch viel Luft nach oben.“

So spielten sie

TG Frankenthal: Bernet (Scharfenberger) – Schneider, Beck, Eck, Eckert, Kohlmann – Ehret, Koch, Becker, Zurke, Reinhard – Gans, Fuchs, Kühn, Frank, Seel

HTC Stuttgarter Kickers: Graf (Steemann Engel) – Wüterich, Joss Brandenstein, Sten Brandenstein, Haller, von Klitzing, Meinke, Heller, Montilla, Henrik Ziemssen, Diesch, Borgmann, Klutke, Gaiser, Berger, Breuling

Tore: 1:0 Gans (19., Siebenmeter), 2:0 Seel (32.) – Strafecken: 2/0 – 7/0 – Grüne Karten: Beck, Eckert – Wüterich, Breuling, Sten Brandenstein – Gelbe Karten: Fuchs – Gaiser – Beste Spieler: Bernet, Becker – Sten Brandenstein, Diesch – Schiedsrichter: Lubrich (Ludwigshafen)/Jürgensen (Frankfurt).