Rheinpfalz: „Hauptsache auf rechte Seite“ (24.07.2020)

Gegenüber: Marie Fischer ist eines der großen Nachwuchstalente der TG Frankenthal. Schon seit einigen Monaten trainiert die Jugend-Nationalspielerin mit dem Kader des ersten Damenteams. Mit diesem will sie in der Feldhockey-Regionalliga Süd angreifen – sobald der Ball nach der Corona-Pause wieder rollt.

Von Frank Geller

 FRANKENTHAL. Eigentlich hätte Marie Fischer jetzt schon längst ihre ersten Einsätze bei den ersten Damen der TG in der Regionalliga absolviert. Die Feldsaison wäre abgeschlossen, die Vorbereitung für die neue Runde würde anlaufen. Eigentlich. Doch dann kam Corona und wirbelte alles gehörig durcheinander. Nach Abschluss der Hallenrunde haben die TG-Damen kein Spiel mehr absolviert. Im September könnten die beiden noch ausstehenden Hinrundenspiele der aktuellen Feldsaison endlich ausgetragen werden, Termine gibt es dafür aber noch nicht.

Die A-Jugend-Spielerin bleibt dennoch optimistisch. „Mein erster Einsatz in einem Regionalligaspiel kommt jetzt eben etwas später“, meint Fischer und lacht. Sie freue sich darüber, schon mit 16 Jahren zum Kreis des ersten Damenteams zu gehören. Der aktuellen Situation kann sie sogar etwas Gutes abgewinnen: „Wir haben lange in Kleingruppen trainiert. Dadurch habe ich die anderen Spielerinnen in meiner Gruppe sehr gut kennengelernt.“ Auch von den übrigen etablierten Aktiven sei sie sehr gut aufgenommen worden. Und jetzt könne ja auch endlich wieder in größeren Gruppen trainiert werden. „Das fühlt sich wieder richtig nach Hockey an“, sagt Fischer. Unterschiede zum Jugendbereich hat sie bereits ausgemacht: „Bei den Aktiven ist schon im Training alles etwas schneller und technischer.“ Wobei es ein merkwürdiges Gefühl sei, monatelang zu trainieren, ohne ein konkretes Ziel vor Augen zu haben.

Persönliche Ziele hat Fischer dagegen schon. Sie will im ersten Team Stammspielerin werden. In der Halle soll im kommenden Winter mit den TG-Damen der Wiederaufstieg in die Erste Regionalliga gelingen, und im Feld soll die Zweite Bundesliga die Perspektive sein. Fischer ist überzeugt davon, dass das Team das Zeug dazu hat, beides zu schaffen.

Für ihr sportliches Ziel nimmt die Gymnasiastin einiges auf sich. Die 16-Jährige wohnt in Hüffelsheim bei Bad Kreuznach. Eineinhalb Stunden dauert allein die Zugfahrt nach Frankenthal. „Die Hinfahrt ist überhaupt kein Problem, da freue ich mich total aufs Hockey“, sagt Fischer. Auf der Rückfahrt sei sie dann aber meist ganz schön kaputt. Zweimal pro Woche hat sie Mannschaftstraining.

Hockey spielen gelernt hat Fischer beim VfL Bad Kreuznach. Zuvor hat sie bei der SG Hüffelsheim Fußball gespielt – bis zur C-Jugend. Auch beim Kicken schaffte sie es in eine Auswahlmannschaft. Doch Hockey gefiel ihr besser. „Hockey ist ein sehr technischer Sport, und man kann mit dem Schläger viele Tricks machen“, erklärt Fischer. Bis zu den Mädchen B spielte sie in Bad Keuznach, dann kam der Wechsel zur TG Frankenthal. „Die Perspektiven hier sind viel besser“, betont die 16-Jährige.

Viele Jahre lang war Axel Schröder der Trainer von Marie Fischer. Spielerinnen wie Maja Becker und Hannah Schiller, die ebenfalls seit dem Frühjahr mit den ersten Damen trainieren, kennt sie seit frühester Jugend. Mit ihnen zusammen hat sie in der Oberliga gespielt und an den süddeutschen Meisterschaften teilgenommen. Damencoach Tobias Stumpf, der auch die weibliche Jugend A der TG trainiert, attestiert ihr sehr gute Chancen, im ersten Damenteam zum Zug zu kommen. „Marie ist defensiv sehr stark, kann aber genauso Mittelfeld spielen und offensiv Akzente setzen“, berichtet Stumpf.

Fischer sieht sich selbst als Allrounderin. „In der Rheinland-Pfalz-Auswahl habe ich auch mal im Sturm gespielt, meistens wurde ich bisher in der Abwehr eingesetzt.“ Die genaue Position sei ihr eigentlich egal. „Hauptsache, ich spiele auf der rechten Seite und kann Impulse nach vorne geben“, meint Fischer.

Das hat die Hüffelsheimerin auch schon in der Jugend-Nationalmannschaft unter Beweis gestellt. 2019 feierte sie an Ostern ihr Debüt in der U16-Nationalmannschaft – beim 5:0-Sieg gegen die USA. Im selben Jahr nahm sie zusammen mit Hannah Schiller im Nationaldress am Vier-Nationen-Turnier in Mannheim teil, bei dem Deutschland den Siegerpokal holte. Auch beim Sechs-Nationen-Cup in Eindhoven war sie dabei.

Den Athletik- und Fitnesstest für die U18-Nationalmannschaft hat Fischer bereits absolviert. Zu weiteren Einsätzen ist es Corona-bedingt aber noch nicht gekommen. In der Nationalmannschaf zu spielen, sei schon etwas ganz Besonderes, betont Fischer. Ihr großer Traum: in den Kader der A-Nationalmannschaft zu kommen und an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilzunehmen. Um das zu erreichen, sei aber noch viel Spielpraxis erforderlich. Deshalb hofft die 16-Jährige, dass der Ball in der Regionalliga bald wieder rollt.