Jetzt geht’s los (09.09.2022)

Vor der Saison: Für die ersten Damen der TG Frankenthal beginnt das Abenteuer Zweite Feldhockey-Bundesliga. Nach dem souveränen Aufstieg aus der Regionalliga wartet am Samstag (16.30 Uhr) auf dem heimischem Jahnplatz zum Auftakt ein echter Hochkaräter auf das Team von Tobias Stumpf: der Rüsselsheimer RK, Zweiter der vergangenen Runde.

Von Frank Geller

 
FRANKENTHAL. TG-Damen-Chefcoach Tobias Stumpf könnte in den nächsten Wochen vermehrt als Psychologe gefordert sein. Denn die Perspektive wird sich für sein Team ab Samstag grundlegend ändern. Im vergangenen November begann für die Frankenthalerinnen eine monatelange Welle des Erfolgs. Nach einer sehr guten Hallenrunde, die im Aufstieg in die Erste Regionalliga mündete, setzten sie ab April im Feld noch eins drauf: Ohne einen einzigen Verlustpunkt in diesem Jahr erreichten sie im Juli das langgehegte Ziel: den Bundesliga-Aufstieg. „Jetzt sind wir es, die unten anklopfen“, sagt Stumpf.

In der Zweiten Bundesliga werde es Rückschläge geben. „Da dürfen wir jetzt nicht alles infrage stellen, was wir uns erarbeitet haben“, erklärt der Hockeylehrer. „Wir werden erfahren, dass nicht alles von selbst läuft, so wie wir das in den vergangenen Monaten erlebt haben. Wir sind in der Regionalliga sehr dominant aufgetreten, das werden jetzt andere Mannschaften tun.“ Stumpf umreißt die Aufgaben, die vor dem Team liegen, so: „Die Spielerinnen sollen in der Zweiten Bundesliga lernen, sie sollen sich weiterentwickeln. Darum geht es in den nächsten Wochen.“ Die Mannschaft werde sich an vieles erst gewöhnen müssen, an mehr technische und taktische Finesse – und an das höhere Tempo. „In der Bundesliga werden Freischläge sofort ausgeführt, da darf man sich keine Unkonzentriertheiten erlauben.“

Dass mit dem Rüsselsheimer RK gleich im ersten Spiel der Topfavorit auf den Aufstieg auf dem Jahnplatz zu Gast sein wird, kommt Stumpf nicht ungelegen. „Das wird eine echte Prüfung für uns.“ Den Gegner beschreibt er als sehr offensivstark. „Sie sind sehr schnell im Umschaltspiel und entwickeln viel Zug zum Tor. Wenn man da eine Sekunde nicht aufpasst, verliert man sofort einige Meter.“

Was den Übungsleiter kurz vor dem Bundesligastart fuchst, ist die Vorbereitung, die er als „suboptimal“ beschreibt. Weil die Regionalliga-Saison bis Mitte Juli dauerte, blieben den TG-Damen nur wenige Wochen. Und in die fielen auch noch die Sommerferien. Stumpf hätte sich gewünscht, dass der Großteil seiner Spielerinnen ihren Urlaub mit Blick auf die Vorbereitung zu Beginn der Ferien genommen hätte. „Wir waren im Training und in den Testspielen so gut wie nie vollzählig. Da ist es schwierig, etwas einzustudieren“, betont der Coach.

Gerade im taktischen Bereich hätte er gerne an einer größeren Flexibilität gearbeitet. „In der Regionalliga hat die Manndeckung, die wir hauptsächlich gespielt haben, gut funktioniert. In der schnelleren Zweiten Bundesliga müssen wir uns auf mehr Raumdeckung einstellen“, erläutert der Übungsleiter. Jetzt müsse man das eben im laufenden Spielbetrieb verinnerlichen. Bis einschließlich 13. Oktober stehen für die TG-Damen an sechs Wochenenden neun Spiele auf dem Programm.

Ziel: KlassenverbleibAls Aufsteiger sei der Klassenverbleib das Ziel. „Alles, was am Ende obendrauf kommen sollte, wäre ein Bonus“, sagt Stumpf. Um in der Zweiten Bundesliga zu bleiben, müsse man wohl zwei Mannschaften hinter sich lassen. Als wahrscheinliche Konkurrenten nennt er Mitaufsteiger Mariendorfer HC und den ATV Leipzig, der seinen Nicht-Abstieg in der Vorsaison der Entscheidung des Bietigheimer HTCs zu verdanken hat, freiwillig in die Regionalliga runter zu gehen. Damit am Ende nichts anbrennt, müssten auch gegen Teams wie den TuS Obermenzing, Feudenheimer HC, Nürnberger HTC oder die HG Nürnberg Punkte gesammelt werden. Um den Aufstieg werden wohl der RRK, die Zehlendorfer Wespen und Bundesliga-Absteiger TuS Lichterfelde spielen, glaubt Stumpf.

Personelle Veränderungen gibt es bei den TG-Damen erst einmal nicht. „Wir gehen mit dem Kader in die Runde, der den Aufstieg gemeistert hat“, sagt der Übungsleiter. Einziger Neuzugang wird Sophia Loddenkemper von den Zehlendorfer Wespen sein. In der Hinrunde wird sie aber noch nicht zur Verfügung stehen. Ebenfalls erst einmal nicht dabei sein wird Ersatzkeeperin Benita Main, die ein Auslandssemester absolviert. Weil neben Mittelfeldspielerin Katja Schneider auch Nadine Deimling zum Saisonbeginn verhindert ist, steht an den ersten zwei Wochenenden nur Celine Hochstetter als Torhüterin zur Verfügung. „Ganz optimal ist das nicht“, räumt Stumpf ein. Hochstetters Bundesliga-Erfahrung werde jetzt noch wertvoller sein. Positiv: Verletzte sind derzeit keine zu beklagen. Nach überstandener Knieverletzung hat auch Verteidigerin Yvonne Müller die komplette Vorbereitung bestritten.

 

DER GEGNER DER TG

Rüsselsheimer RK

Sieben Punkte haben dem Rüsselsheimer RK im Juni gefehlt. Den Titel in der Zweiten Liga und den Aufstieg in die Bundesliga sicherte sich der TSV Mannheim. „Die Punkte haben wir nicht unbedingt gegen die direkten Konkurrenten verloren, sondern gegen die schwächeren Teams“, berichtet RRK-Trainer Norman Hahl. Als ein Beispiel nennt der Frankenthaler ein 3:3 gegen den damaligen Aufsteiger HG Nürnberg: „Wir haben 3:0 geführt und den Gegner dann etwas unterschätzt.“ Das soll am Samstag gegen die TG-Damen nicht passieren: „Wir wollen unserer Favoritenrolle gerecht werden und gewinnen.“

Das Ziel seines Teams sei ganz klar der Bundesligaaufstieg. Der Abstieg in die Zweite Liga in der von Corona geprägten Rückrunde der Saison 2019/20 sei sehr unglücklich gewesen, sagt Hahl. Das erste Jahr im „Unterhaus“ habe aber insbesondere den jüngeren Spielerinnen in seinem Kader gutgetan. „Jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen“, erklärt Hahl. Große Hoffnungen setzt er in Nationalspielerin Pauline Heinz, die im Kreis des A-Kaders 2021 die Olympischen Spiele in Tokio und in diesem Jahr auch die Feldhockey-Weltmeisterschaft absolviert hat.

Den Auftaktgegner sieht er nicht als typischen Aufsteiger: „Die TG hat viele talentierte Spielerinnen in ihren Reihen und das Potenzial, sich in der Zweiten Liga zu etablieren.“ Der RRK-Coach, der selbst für die TG gespielt hat, erwartet einen „griffigen Gegner, der versuchen wird, uns das Leben schwer zu machen“. Beim Gastspiel in seiner Heimatstadt hofft er auf gutes Wetter und viele Zuschauer.