Rheinpfalz: Noch nicht alles super in der „Süd-League“ (17.05.2021)

Hockey: Vorbereitung, Saisonstart, Abbruch – für die Hockey-Herren der TG Frankenthal bleibt das Jahr außergewöhnlich. Um nach dem vorzeitigen Ende der Runde 2019/20/21 Erfahrungen und Spielpraxis zu sammeln, hat sich das Team mit zwei weiteren Zweitligisten zu einer kleinen Turnierserie verabredet. Beim ersten Aufeinandertreffen mit dem HC Ludwigsburg und der HG Nürnberg blieb die TG ungeschlagen.

Von Stefan Tresch

 
FRANKENTHAL. Auftakt der Reihe mit drei Spieltagen war am Samstag auf dem Jahnplatz. Dort gewann Feldhockey-Zweitligist TG Frankenthal das erste Spiel gegen die HG Nürnberg 5:0. Mit 3:2 entschieden die Gastgeber auch die letzte Partie des Tages gegen den HC Ludwigsburg für sich. Dazwischen besiegten die Ludwigsburger Nürnberg mit 4:1.

„Wir sind heiß auf Hockey“, sagte TG-Spieler Sandro Reinhard nach dem Abpfiff gegen die Ludwigsburger. Die Spieler seien froh, auf dem Platz zu stehen und ihren Sport ausüben zu dürfen. Die Begegnungen seien gut, um die Raumdeckung einzuüben, die die Frankenthaler noch nicht so lange praktizierten, erklärte Reinhard.

Außergewöhnliche Situation

So ganz beiseite wischen können es die Akteure nicht, dass es eine außergewöhnliche Situation ist. Denn die Mannschaft hat hingearbeitet auf die Fortsetzung der Feldsaison, die sich Corona-bedingt auf drei Jahre ausgedehnt hatte. Zum Auftakt der Aufstiegsrunde hatten die Frankenthaler vor drei Wochen einen Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers geholt. Dann kam der Saisonabbruch, weil Berliner Mannschaften in der Pandemie nicht trainieren durften. Anspannung aufgebaut, Anspannung abgefallen – nun wird auf eigene Faust im kleinen Rahmen wieder gespielt.In der Spielpraxis bleiben, Tests unter Wettkampfbedingungen, Vorbereitung auf die kommende Saison – wie ist die Serie der drei Zweitligisten nun einzuschätzen? Es sei ein wenig von allem, befand TG-Stürmer Sandro Reinhard. Dem pflichtete der Ludwigsburger Trainer Daniel Weißer zu. Es sei nicht zu erwarten, dass bei diesen Vergleichen 1a-Bundesliga-Hockey geboten werde. Dies bedeute aber nicht, dass keine Emotionen im Spiel seien, dass nicht alle Teams gewinnen wollten, ergänzte er.

Ohne Wettkampfdruck

Der HC-Coach nahm in der Partie gegen die TG schon beim Zwischenstand von 1:2 aus Sicht seines Teams seinen Keeper vom Platz. Die Ludwigsburger versuchten alles. Ein großer Vorteil der Turnierserie: „Junge Spieler können ohne den ganz großen Wettkampfdruck Spielzeit bekommen“, erläuterte Weißer. Und er prophezeite, „dass die Mannschaften, die jetzt gar nichts machen, im Herbst Schwierigkeiten bekommen werden, wenn die neue Saison beginnt“.Im Spiel gegen die HG Nürnberg war die TG dominant. Die Gastgeber ließen nichts anbrennen. Das Ergebnis fiel mit 5:0 eindeutig aus. Die Tore schossen Noah Frank (3), Dominik Seel und Johannes Gans. Druck gab es allenfalls von der Trainerbank.

Spiele im Livestream

Zuschauer können die Spiele der Turnierserie im Netz im Livestream auf Youtube verfolgen. „Süd-Super-League“ hat das Technik-Team der TG den Dreiervergleich scherzhaft genannt. Im Vorfeld des ersten Turniers war ja von Seiten der Ludwigsburger das Dreierfeld als NFL bezeichnet worden. Ein klangvoller Name, weil jeder an die US-amerikanische National Football League denkt. Doch hier wird nach wie vor Feldhockey gespielt. NFL leiteten die Ludwigsburger aus den Anfangsbuchstabend der drei Teilnehmer – Nürnberg, Frankenthal und Ludwigsburg – ab. Nun, das Niveau der drei Begegnungen über jeweils 45 Minuten, unterteilt in drei Spielzeiten, war nicht super, aber doch weit höher als bei einer reinen Bewegungstherapie.

Mit der Deckungsarbeit seiner Truppe war TG-Trainer Timo Schmietenknop in der Partie gegen Ludwigsburg – nur da war die Abwehr der Frankenthaler gefordert – nicht zufrieden. Beim Pressing hätten nicht alle Spieler mitgezogen. Und das sprach er schon nach dem ersten Drittel deutlich an. „Besser als nichts“, meinte er zu der jetzt gefundenen Form der Spielpraxis. Es sei schon sichtbar gewesen, dass jedes Team gewinnen wollte, sagte der Coach.

Emotionen kommen hoch

Sichtbar wurde das insbesondere am Ende der abschließenden Partie zwischen der TG und Ludwigsburg. Denn da kamen, als es eng wurde, Emotionen hoch. TG-Kapitän Johannes Gans spritzte kurz vor dem Abpfiff der Partie von der Ersatzbank auf und rief dem Unparteiischen nach einer strittigen Szene im Frankenthaler Kreis zu, ob er denn keine Karten dabei habe? Es war kein dramatischer Ausfall, aber als erfahrener Spieler weiß er ja, dass der Unparteiische immer das letzte Wort hat. Und der antwortete nonverbal: Der gelbe Karton glitzerte in der Abendsonne.

Zeichen zur richtigen Zeit

Die Dreierturniere seien nach den Ereignissen um die abgebrochene Meisterschaft nicht mit allzu vielen Erwartungen verbunden, aber: „Wir machen das, weil es uns Spaß macht“, betonte Gans. Und zur beschriebenen Szene meinte er entschuldigend: „Okay, das war ein bisschen drüber.“

Vielleicht hat der Kapitän ja auch zur richtigen Zeit ein Zeichen gesetzt. Auch das können junge Spieler von den erfahrenen Akteuren lernen. Denn nach der 2:0-Führung durch Johannes Gans und Noah Frank – beide Treffer wurden nach einer Strafecke erzielt – waren die Ludwigsburger zum 2:2-Ausgleich gekommen. Das Spiel der TG war fahrig und von Abspielfehlern gezeichnet.

Strittige Strafecke

Doch die Gastgeber kamen zurück. Nach einer ebenfalls strittigen Strafecke gelang Bastian Schneider Sekunden vor Schluss das 3:2 – der Sieg im Spiel und der Gesamtsieg im ersten Dreierturnier. Die Ludwigsburger hatten in der Partie gegen die TG aber so viele Chancen liegengelassen, dass ein Unentschieden letztlich vielleicht gerecht gewesen wäre.Zwei, die noch nicht lange zur ersten Mannschaft der TG gehören – Alexander Eckert und Yannick Koch – hatten gute Szenen gegen Ludwigsburg. Das gibt Selbstvertrauen. Eckert hatte sogar den Blick für seinen Mitspieler: „Du hast eben ein starkes Spiel gemacht“, lobte er Koch nach der abschließenden Partie. Der gab sich selbstkritisch: „Wenn ich die Bälle noch besser abhole und sichere, dann wird das schon was“, meinte er. Am 29. Mai folgt in Nürnberg Teil zwei der „Süd-Super-League“.

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